Historie

Geschichte des Ovenhäuser Elferrates

Früher traf man sich zwanglos in der närrischen Zeit, zunächst in Schneider- und Schusterstuben oder im Hinterstübchen der kleinen Krämerläden, später dann natürlich auch im Gasthof und hob bei der einen oder anderen Flasche das karnevalistische Treiben aus der Taufe. Bis es jedoch zu den heute, weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten, Karnevalsveranstaltungen kam, war es ein kleines Stück Arbeit.

Erfreuen Sie sich an der Geschichte des Ovenhäuser Karnevals.

In den Karnevalstagen zogen damals einzelne Gruppen durch das Dorf und brachten durch originelle Einfälle und Vorführungen die Dorfbevölkerung zum Lachen. Dabei vergaß man aber auch nicht, für das leibliche Wohl zu sorgen. Während die karnevalistischen Gruppen durch die Straßen zogen, sammelte man legal oder auch manchmal illegal Würste und Lebensmittel. Die gesammelten Würste wurden auf einer Getreideholzgabel gehängt und durch das Dorf getragen, um sie am Abend bei einem gemütlichen Umtrunk zu Leibe zu führen.

Im Jahre 1902 nahm die Sache jedoch erstmals festere Formen an. Die Ereignisse des sogenannten „Burgenkrieges“ 1899 – 1902 im fernen Südafrika, waren für die Ovenhäuser Karnevalisten Anregung genug, diesen Krieg in den Straßen Ovenhausens als Parodie zu wiederholen. Es ging ihnen dabei in erster Linie darum, die unglückliche Rolle der damaligen Kolonialmacht im Kampf gegen die Buren auf ihre Weise anzuprangern. Jedenfalls gehörten die Sympathien in dieser Schlacht nicht der deutschen Kolonialmacht, sondern Ohm Krüger und seinen Buren. In dieser Richtung spielte sich dann auch das Kampfgeschehen ab.

Ausgeheckt wurde der Plan in der Tischlerbude des Wilhelm Waldeyer, eines noch damals rüstigen Junggesellen. Dort wurde auch das „Kriegsmaterial“ zusammengebaut: Pappkanonen mit Ofenrohren und dergleichen. Ferner wurde die Rollenverteilung vorgenommen und einstudiert. Es war selbstverständlich, dass alte Artilleristen zum Bedienen der Kanonen eingestellt wurden. Mit ihren alten Reservistenjacken wirkten sie während der Schlacht fast echt, und ihre, vom Pulverdampf und Ofenruß geschwärzten Gesichter trugen ebenfalls dazu bei. Erster Verwundeter, so war die Rollenverteilung, war Wilhelm Drüke (Krischons). Sanitäter holten ihn mit einer Kopfverletzung, die durch einen mit Himbeersaft getränkten Lappen um die Stirn vorgetäuscht war, aus der Schusslinie. Die Täuschung war derart gelungen, dass vereinzelte Zuschauer entsetzt waren. Im „Feldlazarett“ hinter der Kirche versorgte man die Versletzten dann mit einigen Schlucken aus der Feldflasche. Damit wurden selbst die toten wieder zum Leben erweckt.

Der erste Weltkrieg war für den Ovenhäuser Karneval nur eine kurze Unterbrechung. Schon bald danach knüpfte man an die frohen Stunden von damals wieder an. Die öffentlichen Veranstaltungen zum Karneval in den zwanziger und dreißiger Jahren ließ die Schar der Karnevalsfreunde in Ovenhausen immer mehr anwachsen.

Der erste Elferrat wurde im Jahre 1939 bei Josef Engel, Heiligenberg, in der dortigen Flaschenbierhandlung gegründet. Bei dieser Gründung soll dann der Beschluss gefasst worden sein, das Brauchtum – Karneval zu feiern – in eine feste Form zu bringen. Man ließ sich damals wie heute von dem Gedanken leiten, Heiterkeit und Frohsinn immer Tür und Tor zu öffnen, um seinen Mitmenschen dadurch Freude zu bereiten.

Der erste Elferrat bestand nach dem überlieferten Quellen vermutlich aus 14 Gründungsmitgliedern. Aus ihrer Mitte wählten sie dann Hermann Grewe zum ersten Karnevalsprinzen. Hermann der I. erkor seine Frau Else zur Prinzessin. Im Februar 1939 zog dann der erste, durch den Elferrat organisierte Rosenmontagszug, durch Ovenhausen.

Nach den Wirren der Kriegsjahre ging es dann erst 1948 wieder mit dem Karneval in Ovenhausen weiter. Josef, der Starke (Hütten Schmied), zugleich auch Vorsitzender des Heimat- und Schützenvereins Ovenhausen von 1575 e.V., wurde Prinz Karneval.

Gerade nach dem 2. Weltkrieg hatte sich das närrische Treiben in Ovenhausen ständig weiterentwickelt, sodass sich der Karneval in Ovenhausen auch großer Beliebtheit bei den umliegenden Dörfern erfreute. Eine traditionelle Einrichtung des Karnevals wurden die Büttenabende und der Kostümball, bei denen die vorhandenen örtlichen Säle Müller und Litto immer bis auf den letzten Platz gefüllt waren.

Mit der kommunalen Neugliederung 1970, in der man die Eigenständigkeit nach Höxter abgab, hat sich der Ovenhäuser Elferrat bis heute nicht abgefunden. In der 5. Jahreszeit, der Karnevalszeit, ist seit 1970 die Schlüsselgewalt des Rathauses beim Ovenhäuser Elferratspräsidenten. Meistens gibt der jeweils regierende Bürgermeister seine Macht jedoch nicht freiwillig, sondern es muss etwas nachgeholfen werden

In den 80er Jahren wurde der Sturm aufs Rathaus am Rosenmontag in die neuen Gebäude des Stadthauses Höxter – am Petritor – verlegt. Dort wurde mit Gesang, Schmaus und Tanz der Rosenmontag gefeiert. Dieser Rathaussturm wurde im Jahr 1996 erstmalig auf den Karnevalssonntag verlegt und bis 2002 im neu restaurierten historischen Rathaus durchgeführt.

Eine ständige Begleitung bei den närrischen Aktivitäten sind die Musikanten der Ovenhäuser Blaskapellen, die es sich nicht nehmen lassen, immer wieder selbstlos, mit ihren Klängen das karnevalistische Treiben zu beleben.

Die karnevalistischen Veranstaltungen des Elferrates werden auch durch die tatkräftige Hilfe einiger engagierter Frauen aus Ovenhausen unterstützt, die u. a. auch zur Gestaltung und Organisation des Kinderkarneval beitragen. Sehr großen Anklang in der Karnevalszeit findet auch der von der Katholischen Frauengemeinschaft Ovenhausen organisierte Weiberkarneval.

Nach der Überwindung einer Schwächeperiode mit sinkenden Zuschauerzahlen wurden dem Elferrat in den 90er Jahren unter der Leitung des amtierenden Präsidenten Bernd Bömelburg neue Formen verliehen. Der eigentliche Elferrat wurde auf eine Mitgliederzahl von 29 Personen erweitert und in einen aktiven und passiven Bereich aufgeteilt. Die Aktiven repräsentieren den Ovenhäuser Karneval in kompletter Uniform auf der Bühne, wobei die passiven Mitlieder die unerlässlichen, organisatorischen Aufgaben im Hintergrund mit übernehmen.

1999 führte das Prinz Josef der Freudige , gemeinsam mit seiner Prinzessin, die Ovenhäuser Narren durch das Jubiläumsjahr. Dies fand seinen Höhepunkt  in dem großen Karnevalszug, welcher von Karnevalsfreunden aus dem ganzen Kreisgebiet Höxter besucht und teilweise mitgestaltet wurde.

In den Folgejahren entwickelte sich der Elferrat Ovenhausen stets weiter. Die gute Organisationsstruktur des Elferrates ermöglichte es auch dem wachsenden Zuschauerinteresse gerecht zu werden. So sah sich der Elferrat gezwungen ab dem Jahr 2000 alle Karnevalsveranstaltungen von dem urgemütlichen und mit viel Tradition behafteten Saal der Gaststätte „Kükenkrug“ (Müller) in ein beheiztes Festzelt am Dreiort zu verlegen. Diese grundliegende Änderung der Räumlichkeiten ermöglichte es den Elferrat nunmehr einen Kartenvorverkauf und eine Sitzplatzverteilung durchzuführen, damit auch den älteren Freunden des Ovenhäuser Karnevals eine Teilnahme an den Veranstaltungen ermöglicht werden kann. Dieser waghalsige und umstrittene Schritt hat sich zwischenzeitlich als richtig erwiesen, wobei die Angebotspalette des Elferrates ab dem Jahr 2004 durch einen „Närrischen Frühschoppen“ am Karnevalssonntag bereichert wurde. Bei dieser Veranstaltung findet alljährlich ein Empfang der Ratsherren von Höxter statt, um der örtlichen Politik und der Spitze der Verwaltung eine gehörige Portion Humor vermitteln zu können. Diese Veranstaltung weist zwischenzeitlich durch zahlreiche Büttenreden und Tanzeinlagen, sowie zünftige Unterhaltung durch die Blaskapelle Ovenhausen, einen beachtlichen Erfolg auf und wird im Volksmund schon als der zweite Büttenabend mit volkstümlichen Ambiente des Ovenhäuser Karnevals bezeichnet.

Neben dem Ovenhäuser Karneval ist der Elferrat auch in Nachbargemeinden aktiv, wo ein Kontakte mit den Karnevalisten aus Bosseborn, Brenkhausen, Ottbergen, Brakel, Peckelsheim und der Karnevalshochburg Nieheim gepflegt wird. An ihren Karnevalsveranstaltungen nimmt der Ovenhäuser Elferrat mit Freude teil!

Im Jahr 2007 konnte der Büttenabend des Elferrates Ovenhausen eine weitere Bereicherung mit dem „Hausorchester des Elferrates“, bestehend aus Mitgliedern des Elferrates und selbstverständlich der Blaskapelle Ovenhausen unter der Leitung von Christoph Gottlob, und später Volker Engel, vorstellen. Christoph Gottlob ist es zu verdanken, dass im gleichen Atemzug das Liederbuch des Elferrates in Notenmaterial für die Musikanten umgewandelt wurde. Hierdurch ist es nun möglich, dass das komplette Liedgut des Ovenhäuser Karnevals mit seinen zahlreichen „Ohrwürmern“ von den Musikanten begleitet werden kann. Diese sogenannte „Hausband“ hat es bereits auf ihrem ersten Büttenabend hervorragend verstanden, das Publikum in seinen Bann zu ziehen und die Büttenvorträge zu begleiten.

Im Jahr 2009 stand wieder ein großer Höhepunkt des Ovenhäuser Karnevals vor der Tür. Unter der Regentschaft von Prinz Thomas der Elektrisierende und seiner Prinzessin Anja die Feurige feierten die Ovenhäuser Narren ihr Jubiläumsjahr, dessen Höhepunkt wieder einmal der große Karnevalsumzug war.

Mehr als 40 Wagen und Fußgruppen ließen die Mundwinkel der am Straßenrand stehenden Zuschauer schnell nach oben gehen. Und alle waren sofort vom Karnevalistischen Frohsinn angesteckt.

Nach dem Umzug endete auch die Amtszeit als Präsident von Bernd Bömelburg, der nach langen, schönen Jahren im karnevalistischen Dienst seine Spuren hinterlassen hat. Im Elferrat arbeitet er aber immer noch mit und sein Rat ist auch bei seinen Nachfolgern noch gefragt.

 

Rainer Wöstefeld wurde zum neuen Präsidenten gewählt und führte den Ovenhäuser Karneval zwei Jahre lang sicher und lustig durch die Session.

 

Im Jahr 2012 dann, wurde ein anderer zum Präsidenten gewählt. Matthias Gersch, der Enkel der Karnevalsprinzessin von 1961, bekleidet nun das Amt. Und wie sollte es anders sein, schafft auch er es durch seine karnevalistische Art den Ovenhäuser Karneval gut zu repräsentieren.

Zum Schluss bleibt noch zu erwähnen, dass bereits jetzt schon alle Narren aus Nah und Fern, dem Karneval in diesem Jahr entgegen Fiebern. Denn dann heißt es wieder: „Drei Tage Krach am Bollerbach…“

Ovenhausen Helau

 

 

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